ANSATZ

INTERDISZIPLINÄRER ANSATZ

Das wertebasierte Leitbild von Mitwelten ist in der ökologischen Verfassung von Terrains und Lebensräumen verankert. Bei Massnahmen auf staatlicher Ebene bezieht es sich auf Gebiete, die noch ökologisch wertvoll und daher schützenswert sind. Es gilt aber auch für Gebiete, die mit menschlichen Siedlungen bebaut und besiedelt oder für Wirtschaft, Verkehr und Infrastruktur genutzt werden. Hier haben die Bedürfnisse der menschlichen Spezies und ihrer Gesellschaften bisher absoluten Vorrang. Insbesondere in urbanen Räumen und durch überregionale Infrastrukturen wurden ökologisch wertvolle Lebensräume fast vollständig durch bebaute Lebensräume verdrängt oder stark umgestaltet und dezimiert. In diesen Gebieten geht es nicht nur darum, die verbliebenen Grünflächen und ökologischen Ressourcen zu erhalten, sondern auch darum, neue Bau-, Infrastruktur- und Wirtschaftskreisläufe in der Stadtplanung und Freiraumgestaltung zu etablieren. Dazu gehört die „Renaturierung“ der anthropogenen Terrains der Hochkulturen der europäisch geprägten industriellen Moderne des Kohlenstoffzeitalters. Der Umstrukturierungsprozess geht Hand in Hand mit der Entstehung neuer Lebensweisen, die im Idealfall sowohl eine neue Kultur als auch eine neu belebte ‘materielle’ Lebensumgebung hervorbringen. Um diesen umfassenden Anforderungen gerecht zu werden, sind neue Strategien erforderlich. In diesem Forschungsprojekt haben wir das Potenzial praxisorientierter, interdisziplinärer Designforschung untersucht und damit versucht, einen Beitrag zur Bekämpfung des Verlusts der Biodiversität zu leisten. Im Rahmen des Forschungsprojekts Mitwelten haben wir daher ein interdisziplinäres Team von Experten zusammengestellt, die die Disziplinen Design und Landschaftsarchitektur, Ökologie und Systemtechnik sowie Kulturwissenschaften vereinen. Wir plädieren für einen interdisziplinären, iterativen, umsetzungsorientierten und kontextsensiblen Entwicklungsprozess. Ausgehend von Zielsetzungen, Recherchen und Entwürfen werden Massnahmen abgeleitet, die durch experimentelle Umsetzungen und Evaluationen erprobt und in nachfolgenden Zyklen angepasst und überprüft werden, bis Prinzipien abgeleitet werden können. Durch empirische Verknüpfungen zwischen Analyse und Design, sorgfältig ausgehandelte Spezifikationen und Szenarien sowie einen gemeinsamen kulturellen Lern- und Bildungsprozess soll Wirkung erzielt und kommuniziert werden.

VIER PHASEN DER FELDFORSCHUNG

1

Situationsanalyse

Die Felduntersuchungen basieren auf ökologischen und kulturellen Konzepten und Methoden. Um Einblicke in die ökologischen Situationen zu erhalten, integrierten wir unterschiedliche technologische Sensorsysteme in drei Feldstudien und führten Befragungen durch. Die Monitorings und Umfragen wurden aufgezeichnet und mit statistischen Methoden und künstlicher Intelligenz analysiert.

2

Medienökologische Gestaltungsinterventionen

Basierend auf den Erkenntnissen der Situationsanalyse erstellten wir medienökologische Gestaltungskonzepte und präsentierten die Ergebnisse schliesslich mithilfe interaktiver Medienformate. Es wurden interspezies Plattformen und partizipative Installationen entwickelt, um das öffentliche Bewusstsein für fragile Ökosysteme zu schärfen, aber auch um Pflanzen und Tieren eine Stimme zu geben und neue Formen der artenübergreifenden Koexistenz zu schaffen.

3

Mixed Methods Evaluation

Der empirische Gestaltungsprozess und seine Auswirkungen auf die Umweltakteure wurden beobachtet und evaluiert. Durch einen iterativen Entwicklungsprozess wurde das medienökologische Design verbessert und für die Reproduktion dokumentiert.

4

Schlussfolgerungen

Aus den Ergebnissen der Evaluierungen leiteten wir bewährte Verfahren ab und die Gesamtkonzepte wurden theoretisch reflektiert. Unter dem Leitprinzip der Biodiversität integrieren und verkoppeln sie:

  • inhaltlich-gestalterische Aspekte (z.B. Szenarienentwicklung, Data-Mapping-Design, Sensor-Aktor Komposition, Audiovisualisierung, Kontaktzonen-Design, Gamification),
  • Aspekten der technologischen Implementierung des IoT Toolkits (z.B. Machbarkeit, Datenauswertung, Ökosystemleistung)
  • und ökologisch-kultureller Integration und Wirksamkeit (z.B. Akzeptanz, Nachhaltigkeit, Anschlussfähigkeit, Attraktivität, Usability, Vermittlungsgehalt).

INTERDISZIPLINÄRES TEAM & ZUSAMMENARBEIT

Jan Torpus:
Design- und Kunstforschung (Projektentwicklung, Projektleitung)
Prof. Thomas Amberg:
Informatik, „Maker“, IoT (technische Projektleitung)
Felix Gerloff:
Kultur- und Medienwissenschaften (Projektentwicklung)
Dr. Daniel Küry:
Biologie, Ökologie, Firma lifescience.ch
Prof. Dr. Christoph Küffer:
Siedlungsökologie, Freiraumplanung, Environmental Humanities
Cedric Spindler:
Informatik, Audiovision, Datenanalyse
Dr. Ines Schauer:
Molekularbiologie, ökologische Siedlungsraumgestaltung
Timeo Wullschleger:
Informatik, Datenanalyse, Automation
Andri Wild:
Informatik, DataViz
Rebecca Geyer:
Geografie, Prozessgestaltung (Wiss. Assistenz)

Feldstudienpartner*innen:
Dr. Lisa Eggenschwiler (Merian Gärten); Christina Felle (FHNW Hochschule für Gestaltung und Kunst); Prof. em. Dr. Andreas Erhardt, Marc Bayard und Yannick Bucher (Reinacher Heide).

Projektpartner:
Swild, Dr. Sandra Gloor, Dr. Fabio Bontadina (Stadtökologie, Wildtierforschung, Kommunikation)

Studierende des IMVS:
Thushyanthan Saravani, Mithusan Sivakumar, Patrick Gutter, Tobias Villiger, Marc Bugmann, Tobias Kunz, Simon Matile.

Wissenschaftlicher Beirat:
Prof. Dr. Christiane Heibach, Prof. Dr. Claudia Mareis, Prof. Dr. Birgit Schneider, Dr. Eva Spehn, Prof. Dr. Evi Zemanek.