PARTIZIPATIVE INSTALLATIONEN

Auf der Grundlage unseres IoT Toolkits experimentierten wir mit verschiedenen Multimedia-Darstellungen von sensorisch gemessenen Datensätzen, um eine informierte, responsive Umgebung zu schaffen. Die neue Medienkunst war dafür ein Ausgangspunkt, da sie oft Strategien verfolgt, bei denen Datensätze so aufbereitet und umformatiert werden, dass sie für die Öffentlichkeit zugänglicher werden. Auch der Begriff Ambient Information Systems sollte hier erwähnt werden, da er Systeme beschreibt, bei denen Informationen physisch dargestellt und in der Umgebung eingebettet werden. Mit der Erweiterung des IoT Toolkits durch Aktuator-Knoten für Licht (farbige LED-Lampen), Ton (Bluetooth-Lautsprecher) und physische Animation (Drehzeiger) haben wir partizipative und leitende Konzepte für Freiflächen entwickelt. Die Aktuatoren übertragen Sensorwerte auf dynamisch-regulatorische Weise zurück in die physische Umgebung und tragen so zur Gestaltung einer Umgebung mit einer gewissen autonomen Handlungsfähigkeit bei.

SENSING WITH TREES

Wie können Passant*innen mit künstlerischen Mitteln auf kritische ökologische Themen aufmerksam gemacht und zur Teilnahme und damit zur Übernahme von Verantwortung eingeladen werden?


Situation und ökologische Herausforderung

Mit der medienkünstlerischen Installation Sensing with Trees wollten wir die Folgen des Klimawandels in städtischen Gebieten thematisieren, indem wir sie anhand der spezifischen Situation der Bewohner des örtlichen Campus greifbarer machen. Wir gaben den benachbarten Bäumen auf unserem Campus eine Stimme: Wenn der Boden sehr trocken war, konnten sie auf ihre Notlage aufmerksam machen. Eine Giesskanne, die neben ihnen aufgestellt wurde, lud Passanten ein, die Bäume zu giessen, worauf das “Klagen” verstummte.

Konzepte

Die eingesetzten Hardwarekomponenten waren Teil des IoT Toolkits und umfassten Sensoren für Feuchtigkeit und Bewegung sowie Mediaplayer und Lautsprecher. Die Feuchtigkeitssensoren wurden im Boden vergraben, um die Bodenfeuchtigkeit zu erfassen, die Bewegungssensoren an den Baumstämmen befestigt, um die Anwesenheit von Passanten zu erfassen, und die Mediaplayer und Lautsprecher in den Ästen aufgehängt, um verschiedene Arten von Baumstimmen abzuspielen. Die aufgezeichneten Sensorwerte wurden in Echtzeit von Prozessoren analysiert und einfache Entscheidungen getroffen: „Wenn eine Person nahe genug am Baum vorbeigeht und die Bodenfeuchtigkeit unter einem Mindestschwellenwert liegt, dann werden Audiodateien über die Lautsprecher abgespielt. Die Installation sollte nicht nur auf die kritische Klimasituation in stark versiegelten Gebieten aufmerksam machen, sondern auch zu verantwortungsvollem Handeln und artenübergreifender Zusammenarbeit anregen. Die meisten Passanten nahmen die übermittelten Botschaften jedoch nicht wahr, obwohl wir mit Sounddateien unterschiedlicher Abstraktionsebenen experimentierten. Der Ansatz müsste kulturell eingeführt werden, was durch Medieninformationen, Informationstafeln und eine längere Implementierungsphase für die lokalen Gemeinschaften erreicht werden könnte.

Eine ausführlichere Beschreibung der Installation und der gewonnenen Erkenntnisse sind in der Publikation ‘Mitwelten. Medienökologische Gestaltungsstrategien zur Verbesserung der Biodiversität in Stadtrandgebieten’ zu finden. (Erscheint in Kürze!)

Lautsprecher der Installation “Sensing with Trees”, mit denen den Bäumen eine Stimme gegeben wird.

Lautsprecher der Installation “Sensing with Trees”, mit denen den Bäumen eine Stimme gegeben wird.

Der Feuchtigkeitssensor misst die Trockenheit im Boden und registriert, wenn der Baum von Passant*innen gegossen wird.

Der Feuchtigkeitssensor misst die Trockenheit im Boden und registriert, wenn der Baum von Passant*innen gegossen wird.

GUIDANCE SYSTEM

Wie können Menschen und Tiere mithilfe eines IoT-Leitsystems so behutsam wie möglich aus heiklen Situationen herausgeführt oder auf interessante Phänomene aufmerksam gemacht werden?


Situation und ökologische Herausforderung

Das Leitsystem baut auf vernetzten Sensoren des IoT Toolkits (Kameras, Audio-Logger, PAX-Zähler) auf, die im Aussenbereich installiert sind.

Konzepte

Die verarbeiteten Messdaten werden mittels eines Ambient-Information-Systems mit vernetzten Aktoren (Lautsprecher, Lampen und Motoren) dargestellt, die ebenfalls im Aussenbereich positioniert sind, um eine audiovisuelle und physische Einwirkung auf die Umgebung zu erzielen. Auf diese Weise können Aktivitäten von Menschen, Tieren oder Pflanzen aufgezeichnet und je nach Situation Entscheidungen darüber getroffen werden, ob ein Konflikt zwischen Mensch und Natur verhindert werden könnte oder ob das Phänomen genutzt werden kann, um Menschen für die Natur zu sensibilisieren und das Zusammenleben zu fördern. Basierend auf audiovisuellem Feedback, wie zum Beispiel durch sanft blinkende Lichterketten oder Tonsignale, erhält die Umgebung die Möglichkeit, Menschen oder Fahrzeuge behutsam durch die Umgebung zu leiten und zu verteilen.
Ausserdem wurde eine kartenbasierte Software für die Planung und Wartung des vernetzten IoT-Systems als Prototyp entwickelt. Sie ermöglicht die Überwachung bereits installierter IoT-Knoten im Feld und die Verknüpfung mit simulierten, geplanten Knoten.
Die Nutzung von Licht und Ton in einem stadtnahen Umfeld mag zwar weniger störend sein als in unberührter Natur, dennoch wurde der Ansatz aus biologischer Sicht sehr kritisch betrachtet. Es stellten sich gestalterische Fragen, wie und wo die multimedialen Indikatoren am besten funktionieren und wo sie am wenigsten stören.

Eine ausführlichere Beschreibung des Systems und der gewonnenen Erkenntnisse sind in der Publikation ‘Mitwelten. Medienökologische Gestaltungsstrategien zur Verbesserung der Biodiversität in Stadtrandgebieten’ zu finden. (Erscheint in Kürze!)

Motorbetriebener Aktuator “Zeiger” (Prototyp) aus dem IoT-Toolkit, montiert an einem Zaun für die Besucherlenkung.

Motorbetriebener Aktuator “Zeiger” (Prototyp) aus dem IoT-Toolkit, montiert an einem Zaun für die Besucherlenkung.

Screenshot des Software-Prototyps für die Planung von Besucherführung mit installierten und virtuellen Sensoren und Aktuatoren.

Screenshot des Software-Prototyps für die Planung von Besucherführung mit installierten und virtuellen Sensoren und Aktuatoren.